Pfarrversammlung am 10. Mai 2025
Informieren -
Begegnen - Fragen - Mitdenken - Mitreden - Mitmachen
Unter dieser Überschrift waren alle Gemeindemitglieder
im Pastoralverbund Freigericht Kinzigaue, also aus den Pfarreien St. Peter und
Paul Freigericht-Hasselroth, Maria Königin Langenselbold und St. Peter und Paul
Rodenbach, zu einer ersten gemeinsamen Pfarrversammlung eingeladen worden, um
über die nächsten Schritte hin zur Gründung einer gemeinsamen Pfarrgemeinde zum
1. Januar 2027 zu informieren.
Erster Schritt gelungen - so lautete das Fazit der mit
knapp 200 Personen gut besuchten Versammlung im Garten des Pfarrheims Maria
Königin in Langenselbold.
Der Tag stand unter dem
Zeichen der anstehenden Veränderungen und war Startschuss dafür, dass wir den
Wandel nicht passiv über uns ergehen lassen, sondern aktiv gestalten wollen:
Neue Wege, neue Ideen, Zusammenwachsen, gemeinsame Verantwortung werden unser
zukünftiges pfarrliches Leben bestimmen. Die Organisatoren waren froh und
dankbar über die rege Teilnahme und die aktive Beteiligung so vieler.
Begegnen
Auf dem Vorplatz der
Kirche wurden die Teilnehmer mit einem Saftcocktail in den Farben der Kirche
begrüßt und erhielten ein Namensschild in der Form eines Puzzleteils, eines
Teils des Ganzen…
Informieren und Fragen
Durch den Infoblock führten Melanie Mag aus
Langenselbold und Philipp Betz aus Somborn. Ihre Gäste unter dem Dach der
Orangerie waren Domkapitular Thomas Renze aus Fulda, Pfarrer Christoph Rödig -
leitender Pfarrer aller drei Pfarrgemeinden, Mark Parr – Verwaltungsleiter in
Freigericht-Hasselroth, Pfarrer Joachim Hartel aus der Pfarrei Heilig Kreuz im
Fuldaer Land mit seiner Verwaltungsleiterin Simone Kohlmann und Ludwig Borowik
- Sprecher des Pfarrgemeinderats St. Elisabeth in Kesselstadt.
Das Podium führte aus, dass unsere Pfarreien nicht
freiwillig, sondern aufgrund der gesellschaftlichen, demografischen und
kirchlichen Veränderungen vor der Tatsache stehen, auf den fehlenden
Priesternachwuchs und die geringere Zahl an Kirchenmitgliedern reagieren zu
müssen. Thomas Renze wies darauf hin, dass sich die Zahl der Priester bis 2035
von zurzeit 120 alters-bedingt auf 60 reduzieren werde. Mit den Veränderungen
gehen auch geringer werdende finanzielle Möglichkeiten einher, die dazu
zwingen, Abläufe und Angebote zu überdenken. Es wird sich irgendwann die Frage
stellen, ob wir noch alle Immobilien brauchen und finanzieren können und wie
wir uns organisieren können, um auch zukünftig ein lebendiges Gemeindeleben an
den verschiedenen Kirchorten aufrechtzuerhalten.
Es wurde sehr deutlich, dass die Verantwortung für das
Gemeindeleben vor Ort bei den Menschen vor Ort liegen wird. Vieles kann auch
von Laien und Ehrenamtlichen geleistet werden: Geburtstagsdienste,
Sakramenten-Vorbereitung, Beerdigungsdienst, Wortgottesdienstleitung - zu
diesen Diensten wird es Weiterbildungskonzepte des Bistums geben. Ob eine
Gemeinde lebendig ist, hängt nicht zuerst von der Anzahl der gefeierten
Heiligen Messen ab, sondern ob sie Angebote macht, die die Menschen abholt.
Das Zitat „Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht
dem Angler“ stieß auf Heiterkeit bei den Zuhörern, regte aber auch zum
Nachdenken an.
Die Podiumsteilnehmer, die in ihren Pfarreien bereits
Zusammenlegungen hinter sich haben, mahnten zu guter Kommunikation und zu einem
ständigen Austausch nicht nur der Hauptberuflichen, sondern vor allem mit den
Gremien und Gemeindemitgliedern. Nur dann können alle mitgenommen werden. Jeder
Kirchort ist anders und diese Eigenheiten müssen einen Platz in der neuen
großen Pfarrei finden, sonst gehen sie verloren und Menschen wenden sich ab.
Der Tag machte deutlich,
dass zwischen den Gemeindemitgliedern der drei Pfarreien schon jetzt viele gute
Kontakte bestehen. Viele der Anwesenden kannten sich bereits, sei es durch die
Kopernikus-Schule in Somborn, durch gemeinsame kirchliche Aktivitäten oder
familiäre Bande.
Mitmachen
Nach der Stärkung mit Kaffee und einem üppigen Kuchen-
und Tortenbuffet bei gesanglicher Unterhaltung durch die Kinder der Kita Don
Bosco Langenselbold und des Kinderchors HosAnna aus Somborn stellten sich die
einzelnen Kirchorte mit einem Bühnenprogramm vor:
Für Langenselbold versuchten zwei engagierte
Verkäuferinnen, den Obermessdienern einen vollautomatischen Ministranten 3.0
anzudrehen, um ihnen das Leben zu erleichtern – scheiterten aber kläglich, weil
Messdiener-Sein eben mehr ist als Dienst im Gottesdienst: Es ist vor allem
Gemeinschaft, Spaß, Freude und gemeinsame Freizeit, weil die Sache Jesu echte
und lebendige Begeisterte braucht!
Die Gemeinden aus dem Freigericht präsentierten die
Besonderheiten ihrer verschiedenen Kirchorte:
Altenmittlau stellte die Tradition der Hirtenmesse vor,
Bernbach sah seine Stärke in einer engagierten Jugendarbeit in der KjG und
Familienkreisen, Hasselroth veranstaltet regelmäßig Kirchen-Cafés, Horbach
informierte über den gelebten Brauch des Osterklapperns, Neuses sah einen
Schwerpunkt in der zweimal im Jahr stattfindenden „Nacht der Lichter“ und
Somborn verwies auf die mit einem Alter von 840 Jahren älteste Kirche St. Anna
und lud zu den Angeboten der „Jungen Kirche“ in der Vinzenzkapelle sowie Krabbelgottesdiensten
ein.
Zum Abschluss erhielten alle Anwesenden einen kleinen
Gruß im Glas: den Peter-und-Paul-Tee, der aus 7 Kräutern besteht, wovon jedes
seinen eigenen Geschmack und seine eigene Wirkung hat. Im Zusammenspiel werden
sie aber besonders schmackhaft und wirkungsvoll!
Rodenbach stellte sein lebendiges Gemeindeleben
zwischen Tradition und Moderne mit einer Mischung aus lebendigen Liedern und
den Worten des Psalm 23 dar: Der Herr ist unser Hirte und wird uns auch auf dem
Weg des Zusammenwachsens gut begleiten und für uns sorgen. Das Lied „Aufstehen
– Aufeinander zugehen“ war eine Aufforderung, auf diesem Weg mitzugehen. Und
ein kleines Stück Blumenteppich, der seit 80 Jahren an Fronleichnam in ganz
Oberrodenbach auf dem Prozessionsweg verlegt wird, konnte zum Abschluss auch
noch mitgestaltet werden.
Alle Kindergärten und -tagesstätten des
Pastoralverbunds boten den ganzen Tag viele Beschäftigungs-möglichkeiten für
Kinder an: da wurden Kirchen aus Riesen-Lego gebaut, Gesichter bunt geschminkt,
es entstanden Glitzertattoos und es konnte gebastelt und gespielt werden.
Abschlussgottesdienst
In einer Dialog-Predigt im abschließenden Gottesdienst
suchten Gemeindereferentin Barbara Schneider und Pfarrer Rödig im ganzen Garten
nach den Puzzleteilen, die eine lebendige Gemeinde braucht. Zum Glück wurden
sie fündig, und am Ende lagen die Teile Messdiener, Gremien, Katecheten,
Verbände, fleißige Helfer, Kindergärten und Beter in einer Schachtel vor dem
Altar: Viele unterschiedliche, bunte Teile, die alle zusammengehören, weil wir
alle zu Jesus gehören. Das Zusammensetzen zu einem vollständigen Bild, so Pfr.
Rödig, ist unsere gemeinsame Aufgabe. Dabei ist jedes Teil wichtig und jedes
wird gebraucht.
Fazit des Tages
Unsere Gemeinden sind zu Beginn des
Zusammenlegungs-Prozesses wie eine ausgeleerte Puzzleschachtel: Zunächst
scheinen alle Personen und Gruppen noch wie ein ungeordneter Haufen, ein
Wirrwarr von einzelnen Menschen. Alle haben ihre eigene Geschichte, ihre
Stärken und Schwächen. Keiner und keine ist wie der oder die andere.
Damit ein schönes Bild und ein Zusammenhalt daraus
werden, müssen die Puzzleteile zueinander finden.
Dort, wo Menschen sich aufeinander einlassen, sich
ergänzen und gegenseitig unterstützen, miteinander lachen, reden, handeln,
beten, da entsteht Gemeinschaft. Dann wird aus einer Vielzahl verschiedener
Menschen eine Kirche, die für alle eine Heimat sein kann. Fangen wir an zu
puzzeln!
Für den AK Öffentlichkeitsarbeit
Iris Derse